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Die Perzeption der Vergangenheit – Was bleibt übrig vom Reisen bzw. Erinnerungskultur

„Die Vergangenheit ist die Menge aller zeitlich zurückliegenden Ereignisse“ sagt Wikipedia und „Wer die Macht über die Zukunft hat, kontrolliert die Vergangenheit. Wer die Vergangenheit kontrolliert, hat die Macht über die Zukunft.“ sagt Kane, ein Charakter aus einem Computerspiel aus den 90er Jahren.

Auch wenn diese Aussagen in sich schlüssig und verständlich sind, sind es doch Aussagen die den Kern des Begriffs nicht erklären sondern eher beschreiben – Vergangenheit – ein Konstrukt, dass der Mensch sich schafft um Erinnerungen zusammenzufassen.

Ich habe über die Vergangenheit in letzter Zeit im Hinblick auf mein nun 10 Jahre zurückliegendes Auslandssemester in Mexiko nachgedacht und musste daran denken, was wohl meine Gegenwart mit meiner Vergangenheit angestellt hat und wie Sie meine Erinnerungen geformt hat.

Das Wahrnehmung kam mir in den Sinn und wie es die Vergangenheit und die Erinnerungen über die Jahre verändert.

Aus der Gegenwart betrachtet ist die Vergangenheit „ein merkwürdiges Konstrukt“ – nicht direkt greifbar, im besten Fall „wahrnehmbar“. Doch was macht die Wahrnehmung mit der Vergangenheit bzw. mit den Erinnerungen in einem Kopf – in Bezug auf Reisen, was bleibt übrig von Reisen – im Kopf, nach dem man zurückgekehrt ist – was bleibt übrig nach zwei Tagen, zwei Wochen, ein paar Monaten und ein paar Jahren?

Die Zukunft wäre im Grunde genommen ein ähnliches Konstrukt wie die Vergangenheit, doch da die Zukunft qua Ihrer Natur nicht greifbar ist und eine Vorstellung basierend auf Prämissen – im Gegensatz zur Vergangenheit, die ein Konstrukt basierend auf Erlebten ist, scheint die Zukunft sogar besser greifbar als die Vergangenheit.

Während die Zukunft eine Konstrukt ist, also ein schriftstellerisches Werk „wenn man so will“, ist die Vergangenheit eine Re-Konstruktion, eine Übersetzung. Während das eine etwas neues schafft, interpretiert das andere je nach Situation erlebtes.

Was ich also zwei Tage nach meiner Rückkehr aus Mexiko wirklich dachte, kann ich mir heute nicht mehr vorbehaltlos erarbeiten, da es mit meiner aktuellen Situation zusammenhängt. Das einzige, was ich relativ valide sagen kann ist, wie meine Erinnerungen jetzt 10 Jahre später sind und wie ich heute denke Mexiko damals erlebt gehabt zu haben.

Das ändert natürlich nichts an den Fakten – auch 10 Jahre später sind es die gleichen wie zwei Tage nach meiner Rückkehr, doch die Interpretation der Fakten hat sich geändert.

Übrig bleibt eine Vergangenheit, die ich mir selbst konstruiert habe und somit Erinnerungen an Reisen, die je nach aktueller Situation so oder so sind.

Doch wann und warum ändert sich die Erinnerung an eine Reise? Wann wird aus einer guten Erinnerung eine schlechte Erinnerung und anders herum?

Im Grunde genommen sprechen wir von Paradigmenwechsel innerhalb seiner eigenen Erinnerungswelt. Irgendwann und ausgelöst durch Schlüsselerlebnisse, verändert sich Erlebte im Kopf und wird quasi neu abgespeichert. Die Erinnerungen – sei es Wörter, Gerüche und/oder Bilder, die das Gehirn abgespeichert hat bekommen quasi neue „Meta Daten“, die das Erlebte in einem anderen Zusammenhang stellt.

Was bleibt sind Erinnerungen und die Erkenntnis, dass die Gegenwart die Vergangenheit determiniert.

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