Was sind eigentlich Fremdwörter und was sind Entlehnungen? Wenn man sich mit Anglizismen in der deutschen Sprache auseinandersetzen möchte, muss man verstehen, was Fremdwörter und was Entlehnungen sind.

Sind englische Fremdwörter und Entlehnungen Anglizismen oder kann man das so einfach nicht sagen?

Sind englische Fremdwörter Anglizismen?

„Unter Fremdwort im herkömmlichen Sinne versteht man etwa ein aus einer anderen Sprache mehr oder weniger unverändert übernommenes Wort, oder ein Wort, dem man an der Aussprache, Betonung und Schreibweise seine nichtdeutsche Herkunft anmerkt.“

Fremdwörter zählen in Deutschland nicht unmittelbar zur deutschen Sprache, weshalb sie auch nicht wie im Englischen in allgemeinen Wörterbüchern aufgeführt sind, sondern in der deutschen Sprache separat in Fremdwort-Wörterbüchern. Gründe werden darin gesehen, dass es in Deutschland nicht, wie in anderen europäischen Gebieten, zu einer Verschmelzung verschiedener in einem Gebiet ansässiger Sprachen kam, sondern zu einer Separierung. Gemeint ist damit, dass in Deutschland sich Latein zur Gelehrtensprache entwickelte und Deutsch viele Jahrhunderte lang die „Sprache des Volkes“ war (vgl. Braun 1979: 102).

Fremdwörter standen somit immer etwas außerhalb der deutschen Sprache. Seit dem 30 jährigen Krieg ist ein vermehrter Fremdwörter-Einfall, vor allem von französischen und englischen Entlehnungen zu beobachten.

Vermehrt im deutschen Kaiserreich kam es zu sprachpuristischen Versuchen, die deutsche Sprache von Fremdwörtern zu „reinigen“ und die „Fremdsprachenmanie“ der Deutschen einzuengen. Im Besonderen sollten die Literatur und die Wissenschaft vom sprachlichen Einfluss des Französischen und des Latein „gereinigt“ werden und Deutsch sollte Französisch und Latein als Hochsprache ersetzen.

Diese Tendenz setzte sich bis ins 20. Jahrhundert fort und es wurden allerhand Versuche unternommen, Fremdwörter einzudeutschen. Einige Versuche waren erfolgreich, andere führten zu Nichts. Gelungene Beispiele sind in Gotteshaus für lat. Tempel und Abteil für frz. Coupé zusehen. Weniger gute sind dagegen Reitpuffer für Pistole und Tageleuchter für Fenster (vgl. Zimmer 1998: 10).

Versuche Fremdwörter in die deutsche Sprache einzugliedern nahmen mit Beginn der NS-Zeit ihr Ende. Die Nationalsozialisten verstanden es, Fremdwörter für sich zu nutzen. Sie gebrauchten diese, um ihrem machtpolitischen Streben mehr Bedeutung zu verleihen, in dem sie bedeutungsträchtigere Ausdrücke benutzten. Die bekanntesten sind Propaganda, Autorität, Garant,  fanatisch und Mission (Zimmer 1998: 13). Die nach dem zweiten Weltkrieg einsetzende Entwicklung zu einer sehr stark Amerika bezogenen Bündnis Politik sorgte dann wieder zu einer Verstärkung des „Fremdwörter-Kultes“ in Deutschland.

Anglizismen wie Jeans, Playboy, Cowboy, Bikini und Show, wären dieser Definition zufolge Fremdwörter (vgl. Kirkness 1979: 81f). Weitere Beispiele sind Action Painting, Adapter, Apartment, Babysitter, Automation, Band, Bowling, Center, Cutter, Dispatcher, Entertainer, Establishment, Fluid, Ghostwriter, Hostess, Public Relations, Sex, Society, Spot, Striptease, Teenager und viele mehr (vgl. Carstensen 1965: 91ff).

Was sind Entlehnungen?

Unter dem Begriff der Entlehnung subsumiert man die Möglichkeiten der Lehnschöpfung, der Lehnübertragung, der Lehnübersetzung, der Lehnwendung, der Lehnbedeutung und der Scheinentlehnungen.

„Unter einer Lehnbedeutung verstehen wir die Übertragung einer fremden Wortbedeutung auf ein einheimisches Wort“ (Carstensen 1965: 216). Beispiele dafür sind Ebene („Bereich“), auf engl. Level, und feuern („hinauswerfen“, „entlassen“), nach engl. to fire.

Unter einer Lehnübersetzung versteht Carstensen (vgl. 1965: 234) eine genaue Nachübersetzung eines fremden Ausdrucks, wie es z.B. bei der Atombombe, von engl. atom bomb, und bei der Herzattacke, von engl. heart attack, der Fall ist.

Eine Lehnübertragung ist demgegenüber eine Teillehnübersetzung, was so viel heißt, dass ein Glied wörtlich und das andere frei übertragen werden. Beispiele dafür sind Flugfeld für airfield und auch Unterhaltungsgeschäft für show business (vgl. Carstensen 1965: 247).

Eine Lehnschöpfung ist allgemein eine Neubildung eines Wortes, um eine Übersetzung eines fremden Wortes zu gewährleisten (vgl. Carstensen 1965: 247). Beispiele dafür sind Nietenhosen für blue-jeans und auch Kunststoffe für plastics.

Viele Entlehnungen entwickeln sich meist aus schon in den Sprachen befindlichen Fremd-wörtern. Das Fremdwort Public relations durchläuft gleich mehrere Entlehnungen. Zum einen als eine Lehnübersetzung in öffentliche Beziehungen, zum anderen in die Lehnübertragung Öffentlichkeitsarbeit und in Lehnschöpfungen wie Meinungspflege, Vertrauenswerbung und öffentliches Vertrauen (vgl. Duckworth 1979: 230f).

Historisch gesehen sind viele ältere Entlehnungen schon so weit in unseren Wortschatz einge- flossen, dass ihre fremde Abstammung kaum mehr zu erkennen ist. Zu nennen wären da z.B. eispiel Mauer, Fenster, Speiche, Küche, Butter, Brief, Kreuz, Orgel, Spiegel, Kaiser, Krone und auch neuere, wie Brise, Dusche, Film, Rüsche, Hängematte, Meter, Tennis, Scheck, Schlips, Schal und Sport (Daniels 1979: 148f).

Die Scheinentlehnungen sind die der meisten Kritik ausgesetzten Entlehnungsarten. Plümer (2000: 148) definiert Scheinentlehnungen als „Lexeme oder Lexemverbindungen, die in der Empfängersprache mit den Sprachmitteln der Umgangssprache gebildet werden, jedoch in der Herkunftssprache unbekannt sind.“

Tesch (1978: 126) bezeichnet Scheinentlehnungen als „mit exogenen Wortbildungsmitteln geformte, indigene Wortschöpfungen, die in der Sprache, aus der sie scheinbar entlehnt, nicht vertreten sind“. Beispiele dafür sind Night Life, Twen, Fanny und Handy.

Carstensen (vlg. 1980: 77) geht in seinen späteren Werken noch weiter und trifft eine Unter- teilung der Scheinentlehnungen in drei Kategorien. Er unterscheidet in 1. „morphologische Eigenwege der recipient language“, 2. lexikalische Scheinentlehnungen und 3. „semantische Scheinentlehnungen“. Unter morphologischen Eigenwegen versteht er die Übernahme englischen Wortmaterials ins Deutsche in veränderter Form. Dabei können morphologische Veränderungen auftreten, wobei hier nur kurz die beiden wichtigsten und präsentesten erklärt werden sollen. Zum ersten ist das die Kürzung von Einzelwörtern. Beispiele dafür sind dt. Pulli von engl. pullover, dt. Profi von engl. professional oder dt. Deo von engl. deodorant (vgl. Carstensen 1979: 156ff). Zum zweiten sind es  Kürzungen von Zusammenfassungen, wie dt. Discount zu engl. discount store, dt. Happy End zu engl. happy ending oder dt. Fox zu engl. Foxtrot/ foxterrier.

Als semantische Scheinentlehnungen bezeichnet Carstensen (1980: 77)“die Übernahme eines englischen Wortes in seiner Originalform mit einer oder mehreren Bedeutungen ins Deutsche, wobei der Anglizismus jedoch in der Gastsprache […] eine oder mehrere Bedeutungen annimmt, die das Wort im Englischen nicht hat.“ Ein Beispiel dafür ist City. Dieses wird im Deutschen mit Innenstadt übersetzt, im englischen bedeutet city allerdings Stadt oder Großstadt, währenddessen Innenstadt im Englischen City-Center heißt.

Zu den bekanntesten zählen wohl die lexikalischen Scheinentlehnungen, zu deren Gruppe unter anderen auch Handy, Showmaster, Callboy und Dressman gehören. „Bei dieser Art der Entlehnung werden Lexeme und Lexemverbindungen mit englischem Morphemmaterial in der Replikasprache ganz neu gebildet“ (Carstensen 1980: 77), was soviel heißt, als das es diese Worte in der englischen Sprache in dieser Form gar nicht gibt. Das Besondere daran ist also, dass Worte aus englischen Vorbildern gebildet werden, ohne existierende Vorbilder im englischen zu haben.

Fremdwörter und Entlehnungen?

Also so zu 100% kann ich noch nicht sagen, ob englische Fremdwörter und Entlehnungen jetzt nun Anglizismen sind oder ob Anglizismen noch etwas anderes sind. Bis hierin kann ich sagen, dass der Begriff für englischsprachige Fremdwörter und Entlehnungen, „Anglizismen“ ist. Warum, werde ich noch herausfinden müssen.

Über den Autor

Die Welt ist mein zu Hause - hätte ich jedenfalls gern. Mein Lebensmittelpunkt ist in Berlin und das schon mein ganz Leben lang. Auf Reisen fühle mich am Ehesten zu Hause.

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