Eine Reaktion zu einem Kommentar zum Artikel Independence Day – B-Movie erster Klasse.
Hab Dank für dein Kommentar und hier postwendend die Antwort:
Nein, er hat nicht direkt gesagt, dass er aus bestimmten Gründen einen jüdischen und schwarzen Hauptcharakter gewählt hat. Für einiger Filmwissenschaftler und Filmkritiker, schien allerdings letztendlich die Konsequenz des Erfolgs dieses Films auch darin zu bestehen, dass exakt diese Charaktere gewählt wurden. Sehr schön zeigt sich generell in diesem Film, wie scheinbare Außenseiter respektive Randgruppen der Gesellschaft in Amerika (aber auch in Europa), die entscheidenden Akzente in der Geschichte setzen. Zu nennen sind nicht nur die beiden Hauptdarsteller Will Smith und Jeff Goldblum, auch z.B. der ausrangierte Vietnam Veteran und Alkoholiker, verkörpert von Randy Quaid und letztendlich die Rettung der Welt einleitet.
Roland Emmerich hat die Hauptcharaktere nicht bestimmt. Die Story stammt aus einem Roman, aus dem Jahr 1951 und würde nicht wesentlich verändert. Umso interessanter, dass er nicht wie ein typischer 50er Alien- Invasionsfilm wirkt. Ich glaube das kann man gut und gerne der Technik (Spezial Effekts) zu schreiben.
Was wirklich ein Unterschied zu damaligen Alien- Invasionsfilmen darstellt ist, wie du bereits bemerkt hast, der subtile Humor. Auf die scheinbare Zerstörung der Welt und den sicheren Tod, wurde in den 50er Jahren noch mit Hysterie reagiert, nicht wie heute mit Humor, Sarkasmus oder Zynismus. Der Schreck des 2. Weltkrieg steckte wahrscheinlich noch in den Knochen und eine neue Gefahr war schon im Anmarsch: Der Kommunismus.
Independence Day wurde zu einer Zeit wieder aufgelegt (1996), als einige Wissenschaftler vom Ende der Geschichte sprachen (Fukuyama – japanscher Wissenschaftler). An dieser Stelle greift das beschriebene Freund-Feind Schema ebnend auf außerirdische Ziele zu. Dieses Schema beschreibt, keines falls unkontrovers, die anthropologische Abgrenzung des Menschen. Auf Micro Ebene beschreibt das eine ICH-DU Abgrenzung und auf politischer Ebene eine VOLKSGEMEINSCHAFT („WIR“) – VOLKSGEMEINSCHAFT („DIE“). In diesem Film wird diese Theorie der Abgrenzung auf den Menschen im Gegensatz zu DEM Außerirdischen gemacht.
Die zukünftigen Irak, Afghanistan und Iran Filme werden nicht diesen Schema folgen und man kann gespannt sein, wie die Amerikaner darauf reagieren, sprich in welcher Art und Weise sie die Filme über diese Themen drehen und wie sie diese dann wahrnehmen.
Der Terrorismus sorgt für eine schleichende Auflösung des Freund-Feind Schemas, denn Feinde sind nicht mehr länger einfach zu verorten. Es geht nicht mehr länger Nation gegen Nation, Volksgemeinschaft gegen Volksgemeinschaft. Auf einmal kann der Feind in der eigenen Volksgemeinschaft eingebettet sein.
Natürlich sprechen wir hier von kulturellen Codes, die unbewusst die Geschicke kollektiver Strömungen begleiten und beeinflussen. Es sind Theoiren, die nicht sagen was man sieht, sondern versuchen Erklärungsansätze zu finden, warum man bestimmte Dinge in verschiedenen Art und Weisen betrachten und interpretieren kann. Wir sprechen von Gedanken, die sich Menschen über das Zusammenleben und das Wirken der Menschen Gedanken machen und methodisch versuchen valide Aussagen zu treffen.
mehr lesen unter:
Der Fremde – Freund oder Feind?, Überlegungen zu dem Bild des Fremden als Leitbild; [Kolloquium „Der Fremde – Freund oder Feind? Überlegungen zu dem Fremden als Leitbild“ vom 9. bis 10. Februar 2001 an der Friedrich-Schiller-Universität] / Hrsg. Jürgen Dummer und Meinolf Vielberg, Stuttgart, Steiner 2004.
Science Fiction, Critical Frontiers, Edited by Karen Sayer and John Moore (Hrsg.) USA, New York, ST. Martin’s Press, LLC 2000.
Political Science Fiction, Edited by Donald M. Hassler and Clyde Wilcox (Hrsg.), University of South Carolina Press, USA Columbia 1997.
Marcus Koch, Alien-Invasionsfilme, Die Renaissance eines Science-Fiction-Motivs nach dem Ende des Kalten Krieges, Hrsg. Klaus Kanzog, diskurs film, München 2002.
Albrecht Kiel, Gottesstaat und Pax Americana, Zur Politischen Theologie con Carl Schmitt und Eric Voegelin, Traude Junghans Verlag Cuxhaven & Dartford 1998.
Filmgenres Science Fiction, Recalm Hrsg. Thomas Koebner, Philipp Reclam jun. Stuttgart 2003.
John Johnson-Smith, American Science Fiction TV, Star Trak, Stargate and Beyond, I.B. Tauris, London, New York, 2005.
Jo Müller, Rolland Emmerich, Eine Werksbiografie, Köln vgs., 1998.
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