Wenn man von Geltungsbedürfnis in der heutigen Zeit spricht, spricht man unweigerlich vom Bedürfnis sich im Internet zu präsentieren. Forrester Research teilte im Jahr 2009 die Internet Nutzer in sechs Kategorien ein:
In die Kreativen („Creatives“). Diese sind aktive Nutzer die bloggen, Websites ins Netz stellen, Videos hochladen und z.B. Foren Einträge schreiben. Die 2. Kategorie sind die Kritiker („Critics“). Diese kommentieren Blogs und Foren Einträge andere, schreiben Kundenrezensionen und schreiben ergänzende Artikel in Wikis.
Die dritte Gruppe sind die Sammler („Collectas“). Diese sammeln RSS Feeds und fügen Tags zu Websites hinzu. Dann gibt es noch die Mitmacher („Joiner“). Diese pflegen Ihr Profil in sozialen Netzwerken und besuchen andere Sites und soziale Netzwerke. Die Zuschauer („Spectatores“) konsumieren Inhalte, die andere ins Netz stellen und nehmen in der Regel nicht selbst aktiv teil – die reine Leserschaft halt.
Und dann gibt es noch die Inaktiven, welche sich an keiner der aufgezählten Aktivitäten beteiligen.
Gröber kategorisiert könnte man sagen es gibt 2 Kategorien. Die einen die Ihr Geltungsbedürfnis ausleben, in welcher Art und Weise auch immer und die anderen, die das Geltungsbedürfnis anderer verfolgen. Dabei zählen die, die Ihr Aufmerksamkeitsdefizit im Internet befriedigen wollen meist auch zu der Gruppe die das Aufmerksamkeitsdefizit anderer im Netz verfolgen.
Woher dieses Bedürfnis kommt, weiß ich nicht und vermag mir auch kein Urteil darüber zu erlauben, allerdings spielt der Aspekt des „Gehört-werden-wollen“ und „des-nicht-allein-sein-wollens“ wohl eine große Rolle dabei.
Mit Messanger wie Google Talk, ICQ, Microsoft Messanger Skype, Facebook, Twitter etc. schafft es der Mensch wohl das erste mal in seiner Geschichte, das Alleinsein zu umgehen ohne direkt mit anderen Menschen in Kontakt zu treten.
Trotz Freunde, Familie etc. kommt es zuweilen vor, dass der Mensch allein ist und das er sich natürlich unweigerlich damit konfrontiert fühlt und wird.
Und genau in diesen Momenten springt der Messanger ein, denn dadurch das es, wie bereits gesagt, jeden einmal passiert, dass man allein ist zu Hause, trifft man z.B. bei Twitter auch immer wieder Leute an, die ebenso wie du allein sind zu Hause, den Rechner aber an haben und versuchen mit anderen Menschen in Kontakt zu treten.
Der Vorteil an Twitter ist noch dazu, dass man nicht mal direkt mit einem anderen Menschen in Kontakt treten musst, allerdings weiß, dass deine Fowlower sehen, dass du da bist. Man kann indirekt, direkt mit Menschen in Echtzeit in Kontakt treten – ich glaube das ist die kommunikative Besonderheit, vor allem an Blogs – wobei Twitter als Echtzeit Blog Community quasi noch als Paradebeispiel gelten kann.
Vor allem beim Chat zeichnen sich noch dazu interessante kommunikative Taktiken an. So kann man einen Chat relativ leicht anfangen und das ohne große Hürden. Man hat, anderes als beim direkten Kontakt auch die Gewalt darüber ob und wie man ein Gespräch führt und vor allem weiterführt oder einfach beendet.
Im schlimmsten Fall schreibt man seinem Chat Partner einfach nicht zurück wenn er einen anschreibt. Das gilt nicht mal als sonderlich unhöfliches Ende eines Chats. Doch jetzt stellt Euch mal vor, man spricht mit jemanden, sagt etwas, und sein Gesprächspartner geht einfach – wortlos…
Das Internet verändert unsere Art zu kommunizieren und ich bin gespannt wo das hinführt und vor allem wohin das in realen Welt führen wird. Oder wird es immer ein virtuelles Phänomen bleiben?