Die Italiener werden als die frühesten unter den Modernen angesehen. Sie nahmen die Natur als etwas mehr oder weniger Schönes wahr und lieferten als erste, feste Beweise für eine tiefere Wirkung großer landschaftlicher Anblicke auf das Gemüt. Sie erkannten die Bedeutung der Landschaft für die Seele (Dante 1307 – 1320).
Der Gedanke entwickelte sich, dass die Erde nicht nur als Zwischenstation dient und das das Jenseits nicht die einzige, lebenswerte Welt darstellt. Man begann die Welt als etwas mehr oder weniger Schönes zu erkennen und man wollte nicht mehr hinnehmen, dass die Welt nur von Gott geschaffen wurde, um den Menschen leiden zu bescheren. Man fing an, die Welt zu betrachten und im „Diesseits“ zu leben.
Als ein entscheidendes Ausdrucksmittel hierfür verstand sich die Malerei. Vor allem die seit dem späten Mittelalter existierende Tafelmalerei machte es möglich, dass sich die Landschaftsmalerei entwickeln konnte. Im späten Mittelalter transformierte der Begriff Landschaft zu seiner heutigen, rein geografischen Bedeutung. Für die Malerei der Renaissance bedeutete das, dass sich „der Begriff Landschaft als Bezeichnung für die Darstellung eines Ausschnitts aus einem Naturraum“ einbürgerte. Die Wurzeln des Begriffs liegen im Altdeutschen und beschreiben seit dem 12. Jahrhundert „die Gesamtheit der Bewohner eines Landes (welche später auf die ständische Versammlung eines Landes ausgedehnt wurde)“ (Wapedia).
Weiterhin erwies sich das „draußen malen“ als einer der entscheidenden Punkte der Naturwahrnehmung und der Entwicklung der Landschaftsmalerei. Die Malerei veränderte sich zu einer Ausdrucksform, welche die Welt so darstellen wollte, wie sie war und nicht so, wie die Bibel es aufzeigte und vorgab. Man wollte die reale Welt darstellen. Landschaften gewannen malerischen Charakter und es entstand das Bedürfnis, diesen Charakter auch abzubilden.
Anfangs dominierten noch die Kirche und die dazugehörige, biblische Motivwelt in der Landschaftsmalerei. Ferner ging es anfänglich auch weniger darum die kirchliche Motivwelt aus der Malerei zu verdrängen. Die Natur in ihrer Perfektion spiegelte für viele Künstler noch immer den göttlichen Pinselstrich wieder. Vorerst wollte man lediglich die Welt so malen, wie sie war. Man wollte ein realistisches Abbild schaffen und die „weltliche“ Welt in den Vordergrund rücken.
Ein wichtiges Bild, mit der die Entwicklung der Landschaftsmalerei gewissermaßen ihren Anfang nahm, war das Bild von Jan van Eyck (1426), die Madonna in der Kirche. Die Madonna selbst wurde zentral in einer Kirche dargestellt. Sie hält ein Kind in Ihren Armen und trägt ein langes schwarz –rotes Gewand und auf dem Kopf eine Krone.
Bereits auf den ersten Blick sichtbar ist die übergroße Darstellung der Madonna im Vergleich zur Kirche und auch zum Kind. Auch erkennt man unweigerlich, dass Landschaft auf diesem Bild gänzlich fehlt. Als paradigmatisch für die Landschaftsmalerei erweist sich das Bild erst beim genaueren Hinschauen. Was sogleich ins Auge springt, ist die Detailtreue und Detailfülle, die dieses Bild auszeichnet und sehr ungewöhnlich für diese Zeit macht. Weiterhin sehr interessant erweist sich der Aspekt, dass in diesem Bild erste Züge von perspektivischem Malen zu erkennen sind. Die Madonna wurde in den Mittelpunkt gestellt und exakt im Raum angeordnet. Der Umstand, dass die Madonna unnatürlich groß dargestellt wurde, lässt keineswegs darauf schließen, dass es zu proportionellen Fehlern kam. Zu erkennen ganz deutlich an den exakt proportionell angeordneten Schatten, die die Kerzen werfen. Ein sehr wichtiger Punkt ist, dass in diesem Bild begonnen wurde, die weltliche Macht (Autorität) in den Vordergrund zu rücken und ihr mehr Raum und Einfluss einzuräumen.
Die Madonna, quasi größer dargestellt als die Kirche, zwei weltliche Symbole tragend (Die Krone und das Kind), zeigte den aufkommenden Trend dieser Zeit, der die Welt in den Vordergrund rücken sollte. Die Anfänge der Tafel- und Holzmalerei hatten noch erhebliche Probleme mit der räumlichen Darstellung der Welt und auch mit der Proportion von Personen. Erst durch das Betrachten von Landschaften wurde verdeutlicht, was eine Perspektive bedeutet und das die Perspektive entscheidend für eine exakte Anordnung von Dingen im Raum überhaupt erst ermöglichte. Das Paradigma der Perspektive machte die Landschaftsmalerei erst möglich.