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Akupunktur als Heilmethode geeignet – Die Entzauberung

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Irgendwie hatte ich mir das alles etwas anders gedacht. Meine Vorstellungen über eine Akupunktur-Sitzung stimmten gar nicht mit der Realität überein und so brachte mich meine hohe Erwartungshaltung leicht aus der Fassung.

Ich dachte eigentlich, dass man zum Akupunkteur rein kommt, dieser Mann mich über den Ablauf der Sitzung informiert und dann die Nadeln sanft und sehr sorgfältig auf die betreffenden Stellen meines Körpers setzt.
Doch erstens kommt es anders und zweitens als man denkt.

Nachdem ich mich angemeldet hatte wurde ich von einer Schwester in einen engen, etwas angeschmuddelten Raum geführt. Sie meinte gleich, ich soll alles (bis auf die Unterwäsche) ausziehen und verschwand so geschwind, wie sie gekommen.

Nach gefühlt einer halben Minute stürmte der Doc herein, sagte ich solle mich neben ihn setzen (nicht so weit weg, weil ja seine Arme nicht so lang wären, kleiner Scherz, der mich wohl aufmuntern sollte) und fing direkt an, mir die kleinen fiesen Nadeln in die Schulter- Nackenmuskulatur zu stecken. Zwei landeten noch auf bedien Handrücken zwischen Daumen- und Zeigefinger und eine im Kopf.

Er schob mir eine Rolle in den Rücken, befahl quasi ich solle mich jetzt entspannen, rief mir im „Wegfliegen“ noch ein: bis zum nächsten Mal zu und ward hinter’m gelblichen Vorhang, mich halb nackt mit Nadeln bespickt zurück lassend, verschwunden.

Ich versuchte mir meine mitgebrachte Decke mit den Füßen zu angeln, was große Schmerzen verursachte, und als es mir gelang, deckte ich meine nackten Beine ab, die gar nicht hätten frei bleiben müssen, da keine einzige Nadel in der Kniekehle gelandet ist, so wie von der Schwester vorhergesagt.

Nachdem ich nun etwas fröstelnd, mit baumelnden Beinen (eine Sitzhaltung, die alles andere als entspannend war) gefühlt schon mehr als eine halbe Stunde herumsaß, rief ich laut: Hallo!
Keine Reaktion. Ich angelte erneut mit meinen Füßen, diesmal nach meiner Tasche, um die aktuelle Uhrzeit heraus zu bekommen.

Nach schmerzhaftem Erfolg stellte ich fest, dass ich schon 10 Minuten über der Zeit war. Meine Hände schmerzten extrem und nichts an meinem Körper hatte sich entspannt. Ich probierte es noch einmal mit einem lauten „Hallo“ aus meiner muffigem Kabine und diesmal hatte ich Erfolg.

Die Schwester kam herein entschuldigte sich mit den Worten, sie hätte mich vergessen und fing an, die Nadeln zu entfernen. Ich bat, bevor sie den Fragebogen ausfüllte um Wasser, da mir jetzt doch etwas komisch war. Nachdem ich Wasser hatte und mich auch endlich hinlegen und entspannen durfte, verliefen die restlichen Minuten sehr unproblematisch. Abgesehen davon, dass ich kaum in der Lage war, meine Sachen wieder anzuziehen, so sehr schmerzten Hände und Schultergürtel, gelangte ich doch unbeschadet ins Freie.

Mein Fazit: Akupunktur gemäß fernöstlicher Tradition, inmitten palmenumsäumter Idylle und den dazugehörigen Temperaturen und Akupunktur in Deutschland passen nicht zueinander, zumindest nicht nach diesem Erlebnis, denn das hat meine ursprüngliche Vorstellung von dieser Therapieform entzaubert.

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