Im Sommer vor 13 Jahren unternahm ich meine erste „große“ Reise. Zusammen mit 2 Freunden sollte es 5 Wochen durch Europa gehen – mit einem geborgten Auto – es wurden 10 Tage und wir kamen bis Rom.
Zurückblickend nach 13 Jahren ist die Erinnerung in meinem Kopf noch präsent, vielleicht auch, weil ich nur „meine Bilder“ im Kopf habe, und nicht Bilder von Fotos die gemacht wurden.
In dieser pre-Handy und pre-Internet Ära hatten wir zwei Foto Kameras dabei, die es leider nicht alle zurück nach Berlin geschafft haben.
Sommer in Berlin
Dem Tag der Abreise ging ein zweiwöchiger Kinderferienlager-Aufenthalt als „Betreuer“ voraus, sprich der Tag der Abreise war gleichzeitig mein Tag der Ankunft – ein Samstag.
Nach einer schlaflosen Nacht stieg ich an einem Sonntagmorgen um 6 Uhr in das Auto meiner beiden Kompagnons – mehr oder weniger bereit für diese Reise.
Was der Beginn eines aufregenden Abenteuers werden sollte, wurde bereits nach ca. 600 km erst einmal stressig, ein Motorschaden am Auto – Klassiker. Da standen wir dann, Sonntagnachmittag auf der Autobahn irgendwo zwischen Bayern und Österreich mit einem kaputten Auto.
Zumindest zwei von uns blieben entspannt, frönten ihren Lastern, spielten ein bisschen Fußball, was allerdings auch nur von kurzer Dauer war, da der Ball in einem Teich landete, und falls die Frage jetzt auftaucht, wo es bitteschön zwischen Bayern und Österreich auf einer Autobahnraststätte einen Teich gibt, dem können wir erwidern, jawohl es gibt ihn und sogar in einem recht großen Ausmaß – wo weiss ich allerdings nicht mehr.
Nun ging es nach einer ca. vierstündigen Zwangspause dann irgendwie weiter, dank dem freundlichen ADAC Engel, der uns mit den erheiternden Worten: das wird schon noch halten und wir sollten die leuchtende Motorlampe ignorieren, entließ.
Gardasee, Italien
Unsere 1. Station war noch zu schaffen – der Gardasee. Gegen 22 Uhr kamen wir dort an. Alles war bereits dunkel, kein Mensch mehr unterwegs, selbst kein Geld in der Tasche, (das Internet war noch ein Schimmer am Horizont), so suchten wir uns den nächstbesten Platz, um das Lager aufzuschlagen.
Ein brachliegendes Feld schien ideal, obwohl ich nicht einmal sagen kann, ob es wirklich ein Feld war und nach einem anstrengenden Tag (bei mir war der Samstag noch nicht mal vorbei,) wurde also das Lager eher „provisorisch“ aufgeschlagen (was sich später noch rächen sollte) und nach ein paar weiteren Genussmitteln sollte der Tag enden.
In der Nacht zeigte sich dann, warum wir keine Menschen mehr auf den Straßen gesehen haben und warum wir unser „Lager“ hätten professioneller aufstellen sollen, denn es gab ein Unwetter; das heftigste Unwetter der letzten 5 Jahre.
Quasi narkotisiert, nach vielleicht 2 Stunden Schlaf traf uns das Unwetter. Am Ende flüchteten wir mit samt dem Zelt ins Auto und wurden langsam wach. Die Welt da draußen schien unterzugehen, Hagelkörner, so groß wie Haselnüsse, malträtierten unser Gefährt (die einzige trockene Zuflucht) und die Nacht erschien auf Grund der Blitzgewitter taghell (btw. Der Vater meines Kumpels fuhr dieses Auto dann noch ca. ein Jahr!).
Heutzutage wäre das der richtige Platz für ein Foto und ein guter Platz für ein Link zu Facebook oder Twitter. Ich habe keine Bilder mehr im Kopf dazu, wie meine Umgebung aussah, allerdings kann ich mich noch sehr genau an den grünen Opel Astra erinnern und mein Aussehen dazu passend; ich in Unterwäsche, tropfnass und schwitzend (Side-Effekt einer falschen Tabletten Wahl), gemeinsam rekonstruierend, was überhaupt passiert ist.
Erzählungen folgend war ich halb schlafend, komisches Zeug erzählend (im Nachhinein stellte sich heraus, dass ich meinen Ferienlager Trip im Traum verarbeitet habe) nur schwer davon zu überzeugen, mich in das Auto zu begeben.
Und nur zur Klarstellung – Paracetamol habe ich seit dem nicht mehr genommen.
Verona und Koffein
An einer geschlossenen Tankstelle begutachten wir den entstandenen Schaden: Zelt kaputt, alles nass – inklusive Rucksäcke (das war übrigens der Grund, warum wir unsere Rucksäcke ab diesem Zeitpunkt immer im Auto ließen, was sich später als weiterer Fehler herausstellen sollte) und das Auto beschädigt. Wir entschieden, vorerst niemanden darüber zu informieren, vor allem nicht den Besitzer des Autos.
Die nächste Station sollte Verona sein. Das Zelten fiel ja nun aus, ein Hotel würde den finanziellen Rahmen sprengen, so wurde es eine Jugendherberge. Warum auch immer durfte man diese allerdings erst ab 19 Uhr betreten (ob das stimmt weiß ich nicht) und so taten wir das für uns einzig sinnvolle und verbrachten den Tag in der Stadt. Koffein in Form von Tabletten sollte uns helfen – tat es aber nicht.
Aus meiner Erinnerung gesprochen, kann ich nur noch sagen, DASS wir noch am selben Tag in die Oper gingen – Nabucco von Verdi. WARUM man eine Oper besuchen sollte, ohne die letzten Tage ordentlich geschlafen zu haben, erschließt sich mir heute nicht mehr.
Ich glaube ich habe aber nur die ersten Takte erlebt, bevor ich eingeschlafen bin. Für meine Begleiter kann ich nicht sprechen – geweckt wurden wir allerdings alle gemeinsam nach der Show. 10 Jahre später habe ich dann übrigens geschafft die Oper noch mal zu sehen – ohne zu schlafen.
Kurz nach 3 Uhr morgens, 1.052 km entfernt von Berlin, in einer Jugendherberge in Verona, an einem Dienstag endete mein Samstag dann und somit der 1. Tag der Reise die 5 Wochen andauern sollte.
Venedig, Rimini ,Rom und zurück
In den nächsten Tagen normalisierte sich die Reise – wenn man das so nennen konnte: In Venedig beim Schwarzfahren erwischt – auf einem Boot (eigentlich war der Gedanke auf dem Boot ein Ticket zu lösen, aber naja…), in Rimini die üblichen Erfahrungen gemacht (würde hier zu weit führen) und in Rom im olympischen Dorf campiert und im „Lazio Rom“ Stadion Fußball gekickt.
Wie angekündigt, sollte in Rom dann auch unsere Reise ein jähes Ende nehmen, denn, wie gesagt, die Rucksäcke immer im Auto habend, waren diese dann auch leichte Beute für Auto Diebe.
Fazit
Die Erinnerung machte diese Reise „größer“, letztendlich waren wir 10 Tage unterwegs und wurden quasi aller physikalischen Erinnerungen beraubt (Filme vor allem).
Die beiden Herren, mit denen ich damals unterwegs war, sehe ich heute nicht mehr. Der eine lebt in Wien, was der andere macht weiss ich nicht. Übrig bleibt eine Rekonstruktion der Ereignisse – 13 Jahre später – mich würde brennend interessieren, was in der Erinnerung meiner beiden Begleiter von dieser Reise übrig geblieben ist.