„Good Morning Jordan – Wenn ich eine jordanische Fluggesellschaft mein Eigen nennen dürfte, würde sie Air Jordan heissen und das Bild von Michael Jordan auf dem Leitwerk tragen.“ Icke

Frühstück bis 10:00 Uhr

Eigentlich wollte ich um neun aufstehen um mich gescheit für den Tag fertig zu machen und entspannt zu frühstücken. Das ich vergessen hatte meinen Wecker für drei Stunden Schlaf zu stellen weiß ich sofort als ich wach werde. Ich bleibe erst einmal liegen und lausche in den Tag. Jens schläft auch noch. Wie spät wird es wohl sein? 13:00 Uhr? Mindestens – Ich dreh mich noch einmal um und versuche wieder zu schlafen. Es war gestern wohl doch ein bisschen viel. Zwei Minuten später meldet sich mein Gewissen. „Du kannst nicht den ganzen Tag verpennen !“ Also springe ich aus dem Bett und stolpere in Richtung Telefon. Die einzige Uhr die mir verblieben ist. Es ist 09:48. – Fuck, 4 Stunden Schlaf… Ich rüttle an meinem Bettnachbarn und blicke in ein zerknautschtes Äußeres. Das Kissen zeigt sich noch durch die tiefen Furchen in seinem Gesicht und ein leise dröhnendes „Morgähn“ schallt mir entgegen. Bis zehn Uhr soll es Frühstück geben, also springen wir schneller als Polizisten im Sondereinsatz in unsere Klamotten von gestern und stürmen aus dem Zimmer. Die kurze Fahrt mit dem Fahrstuhl in den Keller verbringen wir mit Schweigen und der Sehnsucht nach Kaffee. Als sich die Tür öffnet und wir den leeren Frühstücksraum erblicken fühlt es sich an wie ein Schlag in die Magengrube. Es ist zwei Minuten vor Zehn, wo zum Teufel ist der Kaffee und das Open-Buffet?

Wir steigen nicht einmal aus und fahren direkt zurück in die vierte Etage. Im Zimmer entschließen wir uns kurz die Zähne zu putzen und uns etwas zum Frühstücken zu suchen. Wir ersparen uns und dem Hotelangestellten die Diskussion warum es kein Frühstück mehr gibt und lassen uns eine Karte von Akaba geben. Sie ist auf portugiesisch. Er zeigt uns den Weg zum Meer, zur Hauptstraße und erklärt uns wie wir am besten zum Beach-Club Benice am South Beach kommen. Er wünscht uns sehr freundlich einen schönen Tag und wir gehen nach Rauch und Schweiß und Rest-Nacht stinkend auf unsere einsame Sackgasse.

Akaba Innenstadt
Akaba Innenstadt

Frühstück um halb elf

Zum Meer geht es nach rechts. Links von uns – an der nächsten Ecke scharren sich eine Menschenmenge von arabischen Männern um ein Schaufenster aus dem Falafel ausgegeben wird. Wir betreten den Laden gefühlt durch den Seiteneingang, vorbei an der Küche in der sich unablässig ein Fleischspieß dreht. Ein einsamer Mann sitzt an einem abgenutzen Holztisch, vor sich die aktuelle Tageszeitung aufgeschlagen. Wir gesellen uns zu den jungen Arabern an der Ausgabe und hoffen darauf bedient zu werden. Unsere fragenden Blicke – was wir tun müssen um ein Falafel zu bestellen – werden von einem älteren Herrn in einem grünen Gewand aufgeschnappt. „Sandwich? Sandwich?“ Wir drehen uns um und nicken hungrig. Er bedeutet uns zu dem einsamen Mann zu gehen um zu bestellen. Wir folgen seiner Anweisung und bestellen zwei Sandwiches bezahlen 600 kleine Dinar und bekommen einen blauen Zettel mit zwei Strichen darauf. Damit gehen wir zurück zum Tresen wo ein Mann damit beschäftigt ist unzählige Falafelbällchen in Fladenbrot zu pressen. Immer vier Stück, dann das Brot auf einen Haufen werfen und ein Frisches schnappen. Wir geben ihm den Zettel und sein Kollege übernimmt. Er füllt das Falafelfladenbrot mit Salat und Soße und gibt uns noch einen guten Schwung roter Chilisoße dazu. 

Mit unserer Bestellung in der Hand wollen wir uns nun auf den Weg machen die Stadt zu erobern. Da stellt sich uns der Mann im Gewand in den Weg und möchte uns sein Taxi anbieten. Wir kommen ins Gespräch und er gibt uns seine Visitenkarte. Ahmed – Taxidriver. Wir hören uns an was er zu bieten hat und sagen ihm das wir ihn anrufen wenn wir seine Dienste brauchen. Er nickt verständnisvoll und wir machen uns zu Fuß auf den Weg in die Stadt. 

Bei Tag sieht auch unsere Straße gar nicht mehr so bedrohlich aus, ein bisschen herunter gekommen vielleicht, aber ok. Die Straßen Akabas sind relativ stark befahren und überall wird gehupt. Ich muss mich dauernd umdrehen bis ich begreife das jeder Autofahrer nur bescheid sagen möchte das er da ist. Taxifahrer fahren langsam neben uns und hupen oder rufen ob wir ein Taxi benötigen. Ein kurzes Kopfschütteln und die Kollegen sind schon wieder weiter. Auf dem Weg zum Meer essen wir unsere Fladen. Die leichte Schärfe mit Salat ist genau das Richtige um uns zum einen richtig aufzuwecken und zum anderen den knurrenden Magen zu füllen. Was noch fehlt ist ein anständiger Kaffee. Wir setzen uns in das Schaufenster des nächst besten Kaffees, ein europäisch angehauchter Laden in dem nur Männer sitzen, Chicha rauchen und sich unterhalten. Jens bestellt zwei große Kaffee, und wir hoffen leicht apathisch auf die schnelle Wirkung des Koffein – Nikotin – Gemisches.

Jens blättert im Reiseführer, ich lausche dem Klang der arabischen Stimmen vom Nachbartisch. Das arabische Gespräch wird immer wieder durch einen  ‚No Doubt’s – Don’t speak‘ Klingelton unterbrochen der alle Anwesenden sofort den Song weiter singen lässt. Es wird viel gelacht und scheinbar auch diskutiert. Ich versinke in der arabischen Kultur. Nach dem Kaffee, der Verarbeitung der letzten Nacht und drei  Zigaretten raffen wir uns auf um nun endlich das Meer zu sehen.

Akaba Farbige Wand mit Panzer

Die Palmen gesäumten Straßen werden umschlossen von vielen unfertigen oder heruntergekommenen Häusern. Gemeinsam beschließen wir: „Schön ist es nicht aber es ist wahrscheinlich auch schwer eine schöne Stadt in der Einöde zwischen zwei gewaltigen Bergformationen zu errichten.“

Beim Überqueren der Straßen verbreitet sich in mir ein Gefühl von Freiheit. Es gibt keinerlei Ampeln und man geht wenn kein Auto kommt. Kommt doch eins hupt der Fahrzeughalter freundlich und gibt einem zu verstehen, das man sich besser ran hält wenn man nicht den Arsch abgefahren bekommen möchte. 

Der Golf von Akaba
Der Golf von Akaba

Das Rote Meer

Nach fünf Minuten Fußweg, vorbei an großen Hotelkomplexen und Straßenränder voll mit Palmen, erscheint vor uns das Rote Meer. Entlang der Strandpromenade befinden sich – etwas erhöht – kleine grüne Beete. Mehrere Araber mit Sätzlingen in den Händen laufen in abgetreten FlipFlops auf den Steinwegen von Beet zu Beet. Wir gehen durch ein rostiges Drehtor und stehen am Strand. Es ist frisch und die Meeresbrise weht uns ins Gesicht. Der Sand ist grobkörnig und schimmert rot. Vereinzelt sitzen arabische Familien auf Decken. Die Männer in dicken Jacken, die Frauen komplett verschleiert. Die Kinder spielen mit dem Sand oder rennen am Strand auf und ab. In der Bucht von Akaba liegen zwei große rostige Containerschiffe, halb beladen vor Anker und drehen sich mit dem Wind. Wir schlendern am Strand entlang, vorbei an mehreren Männergruppen, die uns eine Bootstour über den Golf von Akaba anbieten wollen. Es liegen um die zwanzig bunt angemalte Boote mit Wellblechdächern am Strand aufgereiht. Das Wetter lädt heute nicht zu einer Tour auf dem Wasser ein, weswegen wir dankend die vielen Angebote ablehnen und uns entschließen das nächste Cafe aufzusuchen und etwas warmes zu trinken.

In der Ferne Eliot
In der Ferne Eliot

In einem Café, am Ende der Promenade, sitzen wir auf vergilbten Plastikstühlen, trinken arabischen Kaffee und Cola und schauen auf das Wasser. Drinnen läuft Musik unterbrochen von den Predigten des Fernsehimams. Immer wieder bricht die Sonne durch die Wolken und scheint auf die gegenüber liegende Stadt Elliot in Israel. Unsere Heimat ist weit entfernt und wir sinnieren über das Leben, die Familie, die Arbeit und welche spannenden Abenteuer uns noch bevor stehen. 

Wir trinken den Kaffee und das dazugehörige Wasser aus und setzen unsere Entdeckungstour durch die Stadt fort. Durch eine weitere verrostete Drehtür verlassen wir den Strandbereich. Wenige hundert Meter weiter kommen wir zur Festung Akaba. Die verfallenen Steinhaufen und Reste von Mauern zeugen von einer ehemals beeindruckenden Festung. Durch einen Rundbogen mit verwittertem Metalltor betreten wir das Festungsinnere. Auf dem großen Platz ist niemand zu sehen, einzig ein paar Katzen tollen sich in der immer wieder scheinenden Sonne. Von der Festung aus haben wir einen atemberaubenden Blick auf den Flaggenmast, der sich fünfzig Meter in die Höhe schraubt. Unter der jordanischen Krone als Mastspitze weht eine stattliche Flagge mit Ausmaßen, die zu schätzen ich nicht in der Lage bin. Wir verlassen die Burg und gehen zu dem Platz auf dem die Flagge weht. Es ist menschenleer, die Restaurants und Souvenirläden – die den Platz begrenzen – haben geschlossen. Da es hier nicht viel mehr zu sehen gibt machen wir uns auf, um uns ein wenig die Innenstadt anzuschauen.

Akaba-bei-Tag-6

Das Rote Meer im Rücken überqueren wir die Hauptstraße und betreten die Welt des arabischen Einzelhandels. Wir biegen wahllos von einer Gasse in die nächste ab und passieren dabei unter anderem die Gasse der Haushaltsgeräte und die Gasse der Kleidung oder die Gasse der Gewürze. In einen Laden für Nüsse gehen wir rein und bestaunen die prächtige Auswahl an verschiedenen Nusssorten. Alle ordentlich in viereckigen Schüsseln nebeneinander gereiht. Jens entscheidet sich für salzige Pistazien, ich kaufe Zigaretten. Die Gassen ähneln sich. In offenen Läden hängt das Angebot in vielfacher Pracht auf Kleiderbügeln an den Wänden, Türen und Fenstern. Auf den Tischen liegen Gürtel, farbenfrohe Tücher, Schuhe und FlipFlops. Jeder Laden hat ein Radio aufgestellt aus dem scheinbar immer unterschiedliche Sportveranstaltungen übertragen werden.

Während wir immer weiter laufen kommen wir an einem Einkaufszentrum namens „The Gateway“ vorbei. Die Tafel mit den hier ansässigen Geschäften weist uns neben einem Chinesischen Restaurant auch auf ein irisches Pub hin. Wo ein Pub da auch Bier, also betreten wir das Shopping Center durch den Haupteingang, vor bei an zwei Securitymännern. Ich gehe durch einen Körperscanner, er piept, ich blicke mich um und sehe das es die Security nicht die Bohne interessiert. Wir steigen eine Wendeltrepe empor und betreten die Terasse des Pubs. Da die Sonne mittlerweile wieder scheint setzen wir uns draussen hin und bestellen zwei Amstel. Wieder blicken wir auf das Meer und die Szenerie unter uns. Im Innenhof des Centers steht ein großes Holzschiff dahinter wabert das Meer und weit entfernt erheben sich die Felsformationen die die Bucht umranden. Einige Bier später und mit ausgeruhten Füßen meldet sich unser Magen und wir beschließen woanders etwas Essen zu gehen.
Unser Reiseführer empfiehlt uns das „Ali Baba“, also bezahlen wir unsere Pints und machen uns auf den Weg, ohne Karte, nur mit einer ungefähren Ahnung wo wir hin müssen.

Akaba-bei-Tag-11

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Über den Autor

Ich bin irgendwas zwischen Pauschaltourist und Backpacker. Ohne Fernweh und mit dem zwingenden Bedürfnis nach einfachstem Luxus, wie zum Beispiel keine Kakalaken auf Klo.

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