In einen ersten Artikel habe ich den Film 2001:Odyssee im Weltraum von Stanley Kubrick versucht vor allem inhaltlich einzuordnen. Unter diesem Link (Die Macht der Technik) könnt Ihr Euch die allgemeinen Fakten zum Film noch mal durchlesen.
2001 Odyssee im Weltraum – Technische Besonderheiten
Es war ein gigantisches, technologisches Unternehmen, was eine unermessliche, in der Zukunft auf uns wartende Technik aufzeigen sollte. Besonderheiten erwarten den Zuschauer in allen Bereichen dieses Films, sowohl im Schnitt, bei der Kameraführung als auch in der Musik. Mit über 200 Trickeinstellungen setzte der Film Maßstäbe und gilt nicht umsonst noch heute als eine Art Katalog für moderne Special Effekts (Filmverstehen 2004: 137).
Bereits die Auswahl des Formates mit 70mm war sehr ungewöhnlich, da die meisten Kinos dieses Format nicht unterstützen. Das Standartformat ist 35mm und die meisten Kopien wurden auch in diesem Format fabriziert. Stanley Kubrick, kein Freund bescheidener Mittel, wollte die Zukunft mit den besten auf dem damaligen Markt existierenden Mitteln so realistisch wie möglich präsentieren.
Im Film selbst ist das beeindruckend zu entdecken, denn die Weiten des Weltraumes wirken auf diesem Panoramaformat noch imposanter und die Sterilität, die er darstellt wird durch die Technicolor Farben noch intensiviert.
Vor allem war es durch die Verwendung der Technicolor Technik überhaupt erst möglich, bestimmte Effekte zu erzeugen. So wurden die bizarren Farben, die im letzten Filmabschnitt zu sehen sind, durch das Experimentieren mit dieser Technik geschaffen. Gedreht wurden lediglich Landschaften in Schottland aus einem Hubschrauber heraus.
Die Einzelbearbeitung der drei Farbspuren, eine Eigenschaft dieser Technik, sorgte dann für die so genannte Purple-Heart-Sequenz (Thissen 1999: 240).
Spezial Effekts
Unter dem Begriff Special Effekt verstand man früher noch nicht das digitale Nachbearbeiten oder Einfügen von bestimmten Bildern. Bei Stanley Kubrick ging das noch analog und alle Effekte waren optisch. Sie wurden also in der Kamera hergestellt, in der Bild für Bild oft mehrfach belichtet wurde und sie mussten außerdem die Kamera und Modelle millimetergenau bewegen (Filmverstehen 2004: 140f/vgl. Thissen 1999: 237f).
Auch war es nicht der Fall, das Kubrick neue Verfahren entwickelte oder weiterentwickelte, viel mehr verstand er es, schon Vorhandenes perfekt für seine Zwecke zu nutzen. Dabei bediente er sich geschickt dem Aufprojektionsverfahren, verfeinerte es durch seine Virtuosität und seinen Hang nach Perfektion. Durch die Verbindung eines Projektors, eines Spiegels, einer Kamera und einer bestimmten Beleuchtungsmethodik schuf er atemberaubende Bühnenbilder, die den Schein der Echtheit wahrten (Filmverstehen 2004: 138).
Auch das heutige schon mehr als gängige Blue Screen Verfahren wurde durch diesen Film salonfähig gemacht. Zu Kubricks Zeit war es allerdings eine sehr aufwendige und zeitintensive Methode, welche zu 100% noch in der Kamera passierte, wobei es heute ausschließlich eine digitale Technik ist. Trotz allem bediente er sich dieses Verfahrens, um eine bessere Darstellung der Zukunft zu erarbeiten und er setzte Maßstäbe für alle, die nach ihm kamen.
Im Schnitt setzte er ebenfalls Akzente, indem er zum Beispiel 4 Millionen Jahre meisterhaft mit nur einem einzigen Schnitt übersprang. Er schneidet in diesem Fall vom urzeitlichen Knochen auf die Raumfähre Orion. Kubrick ließ riesige Modelle bauen, alles bis ins letzte detailliert und ließ zum Beispiel eine riesige 80m große Zentrifuge erbauen, welche die Schwerkraft simulieren sollte (Thissen 1999: 121).
Die Special Effekts, die in diesem Film gezeigt werden, sind auch heute noch spektakulär anzuschauen, wenn man bedenkt wie diese gemacht wurden, nämlich mit einem erheblichen, technischen Zeitaufwand und vor allem analog. Viele gelten als Vorreiter der heute gängigen digitalen Effekte und für die im Film gezeigten Special Effekts bekam Kubrick 1968 auch seinen Oscar. Viele meinen auch, dass er einen Oscar für die Maske nur nicht bekam, weil die Juroren dachten, die Affen wären echt.
Filmmusik
Die Untermalung eines Science Fiktion Films durch klassische Musik setzte 1968 neue Maßstäbe. Mit Richard Strauß’s Also Sprach Zarathustra und Johann Strauß’s Die blaue Donau wählte er für die erste Hälfte des Films zwei beeindruckende Meisterwerke der Musikgeschichte und zum Ende mit den beiden mystischen Stücke von Aram Khachaturian Gayaneh und von Ligetis Atmospheres gelingt ihm ein mystischer Abschluss.
2001:Odyssee im Weltraum wirkt wie eine perfekt, inszenierte Weltraumoper und erst die Musik gibt den Bildern ihre Gestallt. Die Bilder verändern sich zur Musik. Es bestehen lediglich 40 der 141 Minuten des Films aus Dialogen, fast der ganze Rest wird durch Musik untermalt, welches die Filmmusik zu einem zentralen gestalterischen Mittel macht. Durch dieses werden alle entscheidenden Emotionen verstärkt.
Die 4 Kanal Ton Technik ist nun auch nicht mehr so ungewöhnlich, wenn man sich die sich darbietende Filmmusik in Form von klassischer Musik anschaut, die durch diese Technik perfekt zur Geltung kommt.
HAL
HAL bedeutet ausgeschrieben Heuristisch programmierter, algorithmischer Computer und ist der Bordcomputer aus der 9000er Serie der Raumfähre Discovery. Gesprochen wird HAL vom Schauspieler Douglas Rain, der selbst kein einziges Mal am Set war. Seine Stimme wirkt weich und anmutig, irgendwo anzusiedeln zwischen einem Beichtvater und einem Kind.
HAL wirkt omnipotent und man erhält den Eindruck er sei mehr ein Wesen, als eine Maschine. Er wird als ein Mensch behandelt und es wird in vielen Szenen darauf hingewiesen, er hätte menschenähnliche Eigenschaften. Seine Allgegenwart wird von Stanley Kubrick vor allem durch das ständig wiederauftauchende rote Auge inszeniert. Auch das Umschwenken der Kamera, immer wieder aus der Sicht von HAL macht deutlich wie viel, Stellenwert Stanley Kubrick HAL beimisst.
Die Macht der Technik wird durch ihn präsentiert und mit ihm wird die Technik der Zukunft gezeigt. Kubrick stellt HAL als das Werkzeug der Menschen dar und das in Anlehnung auf das erste Werkzeug der Menschen, den Knochen. Die Entwicklung der menschlichen Intelligenz kulminiert in der intelligentesten Maschine aller Zeiten (Kirchmann 2001: 160).
HAL repräsentiert die neue evolutionäre Stufe der Menschheit, als ein Geschöpf von Menschenhand geschaffen, eine künstliche Intelligenz. Bei HAL geht es darum, welche Macht ein vom Menschen geschaffenes Objekt erlangen kann und die Angst, die es damit auszulösen imstande ist. Nicht durch seine Perfektion, viel mehr durch seine Unperfektion, seine Menschlichkeit löst er Ängste aus, denn Fehler gestehen die Menschen nur ihren Artgenossen zu, nicht ihrer künstlichen Intelligenz.
In diesem Fall führt dies dazu, dass die Technik nicht zur Verschärfung der Herrschaft seitens der Menschen führt, sondern zu deren Auflösung und zur Auflehnung eines von Menschhand geschaffenen Objektes.