Mein Auslandssemester in Mexiko ist jetzt 10 Jahre her – im Sommer 2006 hatte ich von meiner Universität die Chance bekommen nach Malaga, Valencia oder Colima zu gehen und ich habe die Stadt gewählt, die ich damals nicht kannte – Colima, Mexiko.
Es ging also nach Mexiko, ca. 12.000 km weit entfernt von Berlin. Sieben Monate später sollte es von Buenos Aires, Argentinien zurück nach Deutschland gehen. Mit einem Rucksack bewaffnet und meinen rudimentären Sprachkenntnissen flog ich nach Guadalajara und zwei Tage später ging es mit dem Bus weiter nach Colima.
Vier interessante Monate Auslandssemester bleiben in meiner Erinnerung, sechs Wochen Reisen durch Mexiko (Ein Highlight Silvester in der Karibik) und vier Wochen Chile und Argentinien mit Antje.
Ich bin nach der WM 2006 in Deutschland nach Mexiko gegangen, zu einer Zeit, in der Deutschland noch einen anderen Ruf in der Welt hatte als heute – einen „kälteren“ könnte man sagen – und zu einer Zeit, in der es noch kein Facebook, Twitter, Whats App. usw. gab (Bzw. noch nicht so weit verbreitet war…).
Alle Menschen die ich während meines Auslandssemester in Mexiko kennengelernt habe, kenne ich heute nicht mehr, was ich manchmal schade finde, oft aber auch richtig, denn Menschen kommen und gehen.
Auslandssemester in Mexiko: Colima am Pazifik
Colima ist eine Stadt ca. 30 km vom Pazifik entfernt (Pazifik Highway 200 – einer der Hauptdrogen Routen in die USA und nach 15 Uhr sollte man ihn meiden) und ca. 200km von Guadalajara, der zweitgrößten Stadt Mexikos. Damit ist auch schon alles gesagt zu Colima – eine Stadt im Zentrum Mexikos.
Ich kannte Colima nicht und hatte generell keine Ahnung von Mexiko – ich wusste nur, ich wollte nicht nach Spanien, ins Erasmus Land, ich wollte spanisch lernen und die Chance nutzen, so weit wie möglich weg zu sein.
Colima war ein Volltreffer – insgesamt gab es ca. 10 weitere ausländische Studenten an der Universität. In weniger als vier Monaten beherrschte ich die Sprache inklusive des überaus speziellen Slangs sicher. Mit der Heimat habe ich täglich kommuniziert – mit Antje via Skype…
Auslandssemester in Mexiko: Eindrücke meiner Zeit in Colima
Morgens, beim Kaffee und einer Zigarette guckte ich nach links und sah meinen Vulkan – das Gefühl von Heimat stellte sich schnell ein, der Vulkan war immer da.
Die vier Monate vergingen schnell und waren geprägt durch Hurrikans und Überschwemmungen, Lernen und Ausgehen – also genauso wie ein Auslandssemester aussehen sollte – minus der Hurrikans und der Überschwemmungen natürlich, aber auch die gehörten dazu.
Zusammengefasst, Skorpione und fliegende Kakerlaken, die mexikanische Küche, Bier und Eiskaffee sind die Erinnerungen, die mir lebhaft in Erinnerung geblieben sind. Mit den Leuten vor Ort habe ich die Gegend erkundet, zum Vulkan habe ich es leider nie geschafft.
Vieles drehte sich um das Auto, bei denen die Autos hatten – einen Führerschein besaßen die Wenigsten. Mit dem Auto durch die Gegend fahren, Bier trinken und Rauchen – vorzugsweise im Auto – war eine exzessiv gelebte Beschäftigung. Sehr gut erinnere ich mich an eine Situation, in der auf einmal „deutsches Liedgut“ aus dem Autoradio erklang – die Fantastischen 4 – das hat mich positiv irritiert. Zum einen war es lustig von meinen mexikanischen Begleitern zu hören, dass Sie die Musik „nur“ hören, weil die „Melodie cool klingt“ und zum anderen konnte ich irgendwie nicht mitsingen, zumindest nicht laut…
Weiter weg als ein Radius von ca. 200 km sind die meisten trotzdem nie gefahren – zum Thema Freiheit noch mal.
Darüber hinaus fällt es mir schwer vier Monate Colima in Highlights zu packen und Geschichten zu erzählen. Im Groben bleiben Worte und Gerüche als Erinnerungen bzw. als Schlüssel für meine Geschichten im Kopf: Bier, Weihnachtskekse von meiner Oma, blaue Marlboro, Kinder, Hurrikans, Langeweile, Stromausfälle, Familie, Blumenwasser und Reiswasser, Quesadillas & Frijoles, Mariachi, motta, Azrael und die Nacht in der „versteckten Bucht“ und noch vieles mehr… ich glaube, je länger ich nachdenke, desto mehr würde mir wieder einfallen…
Im Dezember kam Antje mich abholen und ich habe Sie in Guadalajara in Empfang genommen. Wir blieben eine Woche in Colima und verabschiedeten uns auf vielen Festen bei den Leuten, die ich in den letzten vier Monaten kennengelernt habe.
Zum Nikolaus haben wir an meinem Lieblingsstrand gecampt und lecker Lobster und weitere mexikanische Köstlichkeiten gespeist. Wir waren uns noch nicht wieder ganz nah, kann ich mich erinnern, erst in Guanajuato waren wir „wieder richtig zusammen“.
Von Colima aus sind wir dann mit den Bus durchs Land gefahren – St. Miguel de Allende, Guanajuato, Veracruz, Palenque, San Cristobal de las Casas, Merdia, Uxmal, Chitzen Itza, Playa del Carmen und Isla de Mujeres waren einige unserer Stationen. Auf Isla de Mujeres haben wir in der Tat jemanden kennengelernt, den wir heute noch kennen – einen damals in den USA lebenden halb deutschen, halb polnischen Hedge-Fond Manager. Er ist 2007 nach Deutschland zurückgekehrt, hat eine Weile in Brasilien gelebt und macht jetzt in Fitness Mode & Klamotten. Im August zieht er nach Amsterdam.
Von Zentral- nach Südamerika: Chile & Argentinien
Von Cancun ging es weiter nach Santiago de Chile. Für mich war es das erste mal, dass „ins-Flugzeug-steigen“ nicht hieß nach Hause zu fliegen sondern „Weiterfliegen“ – von Zentralamerika ging es nach Südamerika und unsere Tour setzte sich fort über Santiago de Chile, Valparaiso, von dort über die Anden nach Mendoza, Cordoba, Salta und Umgebung, zu den Wasserfällen nach Iguazu und von dort nach Buenos Aires.
Von Buenos Aires wollten wir nach Uruguay, aber wir waren dann doch ein wenig reisemüde, vor allem ich und wir beschlossen, einfach in Buenos Aires zu bleiben.
Fazit
Interessant finde ich, woran ich mich alles überhaupt nicht mehr erinnern kann. Da sind vor allem die Einreisen und Ausreisen, die Flughäfen und die meisten „Unterwegs Tage“. Einige sind noch lebhaft in Erinnerung, wie z.B. die Tour nach Resistencia und auch die Tour über die Anden von Valparaiso, Chile nach Mendoza, Argentinien.
Zwei Gedanken begleiten mich noch immer:
In Colima waren wir in einem Park, von dem es heißt, wenn man in diesem Park einmal war, kommt man entweder nach 10 Jahren zurück nach Colima oder man kommt nie wieder.
Der Norden von Argentinien war geprägt von Geschichten aus dem Süden – aus Patagonien, die uns noch heute nicht aus den Kopf gehen.