Im Jahr 1998 bin ich das erste Mal auf dem Balkan gewesen. Damals kannte ich diese Region unter dem Land Jugoslawien. Faktisch herrschte in Jugoslawien noch Krieg, als wir in den Sommerferien hinfuhren (1990 – 2001), aber das schien meinen Eltern nicht zu stören oder sie wußten es nicht. Wie die Medien über den Krieg auf dem Balkan berichteten, kann ich mich nicht mehr erinnern. Fakt ist, der Balkan Krieg war der erste Krieg in Europa nach 1945 und Hunderttausende mussten in die verschiedensten europäischen Länder fliehen (Hauptsächlich Österreich, Deutschland und die Niederlande). Der einstige Vielvölkerstaat Jugoslawien ist in verschiedene Länder aufgegangen, u.a. Bosnien und Herzegowina.
Unser Kurztrip begann in Sarajevo. Die Stadt begrüßte uns mit ihrer reichen Geschichte und einer Mischung aus osmanischer, österreichisch-ungarischer und jugoslawischer Kultur. Sarajevo ist die Stadt, in der sich Orient und Westen treffen, das Tel Aviv vom Balkan, die Stadt in der 1984 die olympischen Winterspiele stattfanden und in der orthodoxe Kirchen, Moscheen, evangelische Kirchen und Synagogen nebeneinander existieren.
Sarajevo
Wir erkundeten die Stadt explorativ – ohne wirkliches Ziel, ohne großen Plan – immer den Touristen, Familien und Bewohner folgend. Am ersten Abend landeten wir – einen Tipp folgend, in einem Restaurant / Imbiss (irgendwas dazwischen) und genossen die berühmten bosnischen Chevapchichi.
Am zweiten Tag haben wir einen ausgedehnten Spaziergang unternommen, so ausgedehnt, dass wir einen der umliegenden Berge erkundet haben, entlang an der olympischen Bobbahn, bis hoch zu einer Seilbahn, mit entsprechenden und ansprechenden Blick ins Tal. Mit der Seilbahn ging es wieder zurück ins Zentrum und von da führen wir weiter nach Mostar.
Mostar und Umgebung
Am frühen Nachmittag ging es weiter in Richtung Mostar – die Fahrt bot atemberaubende Ausblicke auf die umliegende Landschaft mit ihren grünen Hügeln und klaren Flüssen. Leider hatten wir Hochwasser und so waren die Flüsse eher schnell und aufgewühlt.
Mostar ist eine schöne kleine Stadt. Die Brücke über die Neretva verbindet den muslimisch geprägten Ostteil der Stadt, mit dem stärker katholisch geprägten Westteil. Die Altstadt vom Mastar zählt zum UNESCO Weltkulturerbe und ist im Sommer ein spektakulärer Ort, um von der Brücke ins Wasser zu springen. Darüber hinaus ist die „Alte Brücke“, Stari Most genannt, ein beeindruckendes Meisterwerk der osmanischen Architektur.
Eine Bruce Lee Statue gibt es auch, was man von einer Stadt in Bosnien und Herzegowina nicht sofort erwartet.
Auf den Weg zur nächsten Station – Tribinje – sind wir weiter durch die grüne Welt Bosniens gefahren und haben uns in Blagaj ein altes „Dervich Anwesen“ angeschaut, welches wegen Hochwasser nur teilweise zugänglich war.
Der bosnische Kaffee ist im Übrigen sehr zu empfehlen – eine Mischung aus Espresso und Mokka.
Tribinje ist die südlichste Stadt Bosniens und liegt nicht unweit der Grenze zu Serbien. Die Stadt ist stark serbisch geprägt. Orthodoxe Kirchen stehen im Vordergrund, Moscheen gibt es auch, den Muezzin hört man allerdings nicht. Im Krieg wurden nahezu alle Moschee der Stadt zerstört und nach dem Krieg wieder aufgebaut.
Von Tribinje ging es an der Grenze von Montenegro und Serbien entlang in einen Nationalpark, der den letzten Urwald Europas beherbergt. Auf dem Weg durch den Nationalpark, haben wir Halt an einem Denkmahl gemacht, was an die erfolgreich abgewehrte Übermacht von 100.000 Wehrmacht Soldaten im Zweiten Weltkrieg erinnert.
Am Nachmittag kamen wir in einer kleinen Stadt an und bezogen Unterkunft direkt am Fluss, bei einer Deutschen die mit einem Bosnier verheiratet ist und sich eine schöne kleine Welt im grünen Nirgendwo Bosniens aufgebaut hat. Der Abend verlief entsprechend unterhaltsam.
Die Unterkunft war in der Nähe der Stadt Foca und von da ging es in ca. 2h zurück nach Sarajevo, vorbei an kleinere Sehenswürdigkeiten, die zum kurzweiligen verweilen anregten.
Fazit
Wir sind 5 Tage mit dem Auto durch Bosnien und Herzegowina gefahren und wir haben die „grüne Lunge“ Europas kennengelernt. In Bosnien erlebt man in der Tat noch wirkliche Natur und grün ist die beherrschende Farbe. Vor 20 Jahren herrschte Krieg in Bosnien und Herzegowina, was man an erstaunlich wenigen Stellen im Land noch wirklich sieht.
Über den Krieg auf dem Balkan, weiß ich nicht viel und wenn ich als Tourist Bosnien und Herzegowina reise, kann ich mich mit dem Krieg auseinandersetzen, ich muss es aber nicht. Die gelebte Erinnerungskultur in Bosnien scheint nicht so präsent, vielleicht täuscht das aber und vielleicht hätte man mehr andächtig sein müssen.
Wenn man durch Sarajevo schlendert, erinnern vor allem die Friedhöfe an den Krieg. Sarajevo ist die Stadt, in der die längste Belagerung des 20.Jahrhunderts stattfand. Fast 4 Jahre wurde Sarajevo belagert und über 11.000 Menschen sind dabei gestorben.