Nach dem wir im letzten Jahr eine Reise durch Island, Kanada und den USA gemacht haben, stand in diesem Jahr Österreich, Italien und Deutschland auf dem Plan – „klassisch“ also, könnte man sagen. Vor zwei Jahren haben wir eine ähnliche Tour auch schon mal gemacht (Sommer in Italien). Um das vorweg zu nehmen, die Tour in diesem Jahr, hat uns sehr viel mehr Spass gemacht, denn wir hatten einen Plan.

Anders als in anderen Teilen dieser Welt, sollte man in Europa in den Sommerferien nicht ohne Reservierungen unterwegs sein und zumindest auch grob darüber nachdenken und planen, wann und wie man die typischen Nadelöhre so befahren möchte (Stichwort Brenner Pass z.B.).

In diesem Jahr hatten wir für einen Großteil unserer Reise Buchungen vorgenommen – Sieben Tage Bauernhof in der Toskana, Hüttenübernachtung und Klettern in den Bergen rund um den Molvenosee und zwei Hüttenübernachtungen in Deutschland. Zeltplätze haben wir nicht im Vorfeld gebucht.

Klassisch Urlaub machen – GEN Italien

Sommer Tour 2018 – Walchsee, Bologna, Toskana, Gardasee und 3 Seen

Als der „Weg noch das Ziel war“ haben sich Millionen Deutsche jeden Sommer nach Italien aufgemacht. Ich weiss nicht, ob es in den Zeiten der Billigflieger weniger geworden sind, bei uns war jedenfalls die Angst groß, dass wir unsere Urlaubszeit in Staus verbringen und überfüllte Zeltplätze und Urlaubsorte vorfinden werden.

Start war ein Samstag und halb Deutschland hatte Ferienstart – schon mal keine gute Ausgangsposition. Wir wollten zum Walchsee, Tanja und ich – Antje war bereits in Bologna und sie ist geflogen – cleverer Move!

Ein Zeltplatz, an dem man sein Zelt direkt vor einen wunderschönen See aufstellen kann, sollte unser erstes Ziel sein – ca. 690 km von Berlin entfernt. Wir hatten keine Reservierung und nur ein kleines Zelt – die Chancen standen 50:50.

Zelt Idylle am Walchsee, Österreich
Zelt Idylle am Walchsee, Österreich.

Die Anreise verlief wiedererwartend unproblematisch und erstaunlich staufrei und wir fanden Platz mit unserem Zelt. Nach dem Zeltaufbau, ging es erst mal ins Wasser – ich liebe es in kalten, klaren Bergseen zu baden.

Nach zwei Tagen klassischem „Voralpen-Programm“ mit wandern, sommerrodeln, Boot fahren, Dorffest und baden, ging es weiter nach Bologna – Antje aus Ihrer Hula Hoop Welt abholen (bzw. sie sagt, Hula Hoop Convention – find ich gut).

Über den Brenner nach Bologna

Bologna gehört ebenfalls zu den Städten, die ich mag und es hat keine 10 Minuten gedauert, um das für mich herauszufinden. Antje war schon oft in Bologna und hat uns ihre Stadt gezeigt. Wir sind bei 34° Grad durch das überschaubare Zentrum geschlendert und haben das nicht als unangenehm empfunden, denn du kannst den gesamten Innenstadtbereich von Bologna durch die schattenspendenden Arkaden erkunden. Dies schafft zudem noch eine sehr persönliche, ganz eigene Atmosphäre.

Anders als in vielen südeuropäischen Städten ist Bologna auch um die Mittagszeit belebt und lebendig. Und abends, wenn es kühler wird, treffen sich gefühlt „alle Menschen“ draussen und essen ab ca. 17:00 Uhr in den sogenannten Appehetif-Bars Käse-Schinken-Salami Platten. Dazu wird (wenn man möchte köstlicher, italienischer Landwein aus der Region gereicht und der Begriff – la dolce Vita – beschreibt das feeling dieses Lebensgefühls.

Bologna ist im Grunde genommen noch geiler als Lissabon, da relativ uninteressant bzw. Sehenswürdigkeiten-technisch eher B-Ware und 2. Liga. Das gefällt mir sehr, und erhält die demografische Ausgeglichenheit in der Stadt – mit andern Worten, man sieht noch „echte Menschen“ und nicht nur Touristen oder Leute, die in der Innenstadt arbeiten. In Zeiten, in denen gefühlt 80% der historischen Städte in Europa zum Weltkulturerbe zählen, eher eine Seltenheit.

Die Toskana und die Etrusker

Von Bologna aus ging es weiter in die Toskana und auch hier reiste die nicht unbegründete Angst, überfüllte Straßen und Urlaubswelten anzutreffen mit. Die Angst erwies sich auch in der Toskana als unbegründet – zu unsem Erstaunen. Vielleicht waren unsere Erwartungen auch einfach nicht hoch und uns fiel der Trubel einfach nur nich negativ auf? Keine Ahnung…

Wir waren in Maremma, im Herzen des ehemaligen Reiches der Etrusker, auf einer Farm in einem Nationalpark, und 80% der Menschen, die wir getroffen haben waren Italiener. Unserem eingerosteten Spanisch/Italienisch tat das sehr gut.

Die Etrusker hatten es mir angetan, denn an vielen Orten sah man noch die Überreste dieses sehr alten Volkes. Man weiss nicht viel über die Etrusker, denn sie selbst kannten Geschichte noch nicht bzw. es ist wenig übrig geblieben, was objektiv Aufschluss geben kann. Wir kennen die Etrusker nur über die Römer, welche die etruskische Kultur sehr schnell assimiliert haben (ab ca. 500 v Chr.). Vor allem weiss man noch nicht genau, wo die Etrusker herkamen bzw. von welchem Volk sie abstammen (Die Etrusker – Wikipedia).

Außer den römischen Geschichten über die Etrusker sind prachtvoller Gräber aus dem 9. Jahrhundert v. Chr., beeindruckende Ruinen und Kunstwerke übrig geblieben.

Eine Bronze Statue der Etrusker aus dem 6. Jahrhundert, welche indirekt viel Aufschluss über die etruskische Kultur gibt – wenn man der Wissenschaft Glauben schenkt zumindest (Wikipedia).

Die Etrusker sind jetzt mein neues Hobby, aber ich schweife ab. Sieben Tage Farm in der Toskana mit Strand, Tieren, italienischem Essen, Wein und viel Zeit – Mut zur Entschleunigung also.

Die Gardasee-Berge – Klettersteige

Der Weg führte uns weiter zum Gardasee und den imposanten Klettersteigen in den Dolomiten. Als Ausgangsort fuhren wir einen Campingplatz an, auf den ich vor 23 Jahren das erste Mal mit meinen Eltern und seitdem viele weitere Male mehr war. Für Tanja ist dieser Campingplatz direkt am Gardasee der Inbegriff eines Italien-Urlaubs geworden und Italien ohne diesen Campingplatz, ist einfach nicht Italien. Für mich ist Camping Lido, bei Pacengo am Gardasee „mein Schloss Gripsholm„.

Wir waren vor zwei Jahren das letzte Mal im „Camping-Lido“, und auch wenn sich jedes Mal  wieder viel verändert, den alten Charme hat sich dieser Campingplatz meiner Meinung nach erhalten.

Die Tage verbrachten wir mit Groß-Camping-Platz Leben (Mini Disko, Pool Action, Wasserrutschen), Gardasee geniessen (also baden) und, ich kann es nur „Dolce Vita“ nennen – Espresso, Birra Moretti, Aperol Spritz, Pizza Vampira, „Impepata di Cozze“, Risotto usw.

Dazwischen kam eine Berg-Tour mit Antje, die etwas ganz Besonderes werden sollte. Zwei Tage Alpin-klettern durch das Brenta Massiv der Dolomiten – Klettersteige in 3.000m Höhe und die wohl schönste Bergtour in den italienischen Alpen (so sagt und hört man es zumindest).

Seitdem ich 14 Jahre alt bin, will ich diese Tour machen und heute, 22 Jahre später habe ich es mit Antje vollbracht. Aus zwei Tagen wurden allerdings drei Tage, aber es war die geilste Bergtour, die ich je in meinem Leben unternommen habe.

Auch Tanja hat ihren ersten Klettersteig (K 4 Sportklettersteig) bewältigt – gemeinsam mit meinen Eltern, Antje und ihr ging es durch eine Klamm und einen Wasserfall. Was in einem Satz jetzt wenig spektakulär klingt, war stellenweise eine sehr schweisstreibende Angelegenheit, denn der Steig hat es an einigen Stellen ganz schön in sich. Hinzu kam, dass wir einen anderen Ausstieg, als den uns bekannten probiert haben, nämlich auf den Hinweis von zwei Kletterern, die aus der entgegengesetzten Richtung kamen.

Sie meinten, dass wir auch links lang gehen könnten, durch die Wasserfälle bzw. Wasserpools -„sure, sure, is safe“ waren ihre Worte. Wir waren nicht sicher, ob das stimmte, doch wir entschieden spontan, es zu probieren und es war so sicher, wie sie sagten und einfach phantastisch.

Mit nassen Schuhen und einem strahlenden Grinsen auf unseren Gesichtern kamen wir nach 2,5 h „Klammkletterei“ oben an einer Burg an.

 

Über den Spitzingensee zurück nach Berlin

Vom Gardasee ging es nach Deutschland – in die Nähe von München – und der Plan war, nachmittags auf einem Parkplatz anzukommen, die Rücksäcke zu schnappen und zwei Tage durch die Berge zu wandern, inklusive zwei Übernachtungen in Hütten.

Sommer-satt und Alpen-Idylle pur haben uns ereilt und als wir nach zwei Tagen zum Parkplatz zurück kamen, das Auto auch noch dastand, noch mal in einen herrlichen klaren Bergsee gesprungen sind, waren wir sehr glücklich.

Da war es auch nicht schlimm, dass uns auf dem Heimweg dann doch noch das lang erwartete Sommer-Stau-Chaos ereilte, denn wir fuhren an demTag nach Hause, an dem in Bayern die Sommerferien starteten.

Über den Autor

Die Welt ist mein zu Hause - hätte ich jedenfalls gern. Mein Lebensmittelpunkt ist in Berlin und das schon mein ganz Leben lang. Auf Reisen fühle mich am Ehesten zu Hause.

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