USA Reisen
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Die Ostküste der USA – D.C. nach New York City

Eine Reise in die USA beginnt heute nicht mehr mit Vorfreude auf das weite, unendliche, freie Amerika, sondern ist von Stress und wahrer Zeitverschwendung gezeichnet. Nicht nur das Ausfüllen von Formularen im Internet vor Antritt der Reise, wo man auf eine Bestätigung warten muss, dass man überhaupt in die Vereinigten Staaten einreisen darf verursacht negative Gefühle, sondern auch das stundenlange Prozedere beim Einchecken, an der Sicherheits- und Passkontrolle.

Da wird nach vier Stunden Einreise-Brimborium selbst der erprobteste Reisende vor eine große Geduldsprobe gestellt. Und die Frage bleibt, ob es taktisches Vorgehen ist, oder einfach nur effektiv und sparsam, wenn für ca. 500 Einreisende gefühlt zwei Verantwortliche alles regeln.

In jedem Fall begann auch unsere Reise in die Vereinigten Staaten genau so, allerdings schon in Kanada. Am Flughafen in Toronto reisten wir, zu unserer großen Verwunderung bereits in die USA ein, bevor wir überhaupt in den Flieger nach Washington D.C. stiegen. Das hatten wir vorher auch noch nicht erlebt und das erste Mal in unserem Leben waren wir erleichtert, dass unsere Maschine 1,5 h Verspätung hatte. Wäre das nicht der Fall gewesen, hätten wir locker unseren Flug verpasst, das Mietauto am Ankunftsort nicht abholen können, was zusätzliche Kosten bedeutet hätte usw. usf..

Die Freude auf das Reisen und das Fliegen, was eigentlich immer besonders großen Spaß macht, vor allem mit einem reisefreudigen Kind im Gepäck, war damit gründlichst vergangen.

Da es von meinem Gepäckstück kein Foto gab, mussten wir warten, bis der Rucksack gefunden und noch mal fotografiert werden konnte…

Wir sind von Washington D.C. mit dem Auto nach Delaware gefahren, wo wir eigentlich zum Rebohoth Beach wollten, uns jedoch schnell dagegen entschieden, da in der Ferienzeit an diesem Strandabschnitt die Hölle los ist und das Ausweichen auf einige Kilometer entferntere Küstengebiete, sich als sinnvoll und wesentlich entspannter erwies.

USA Ostküste Tour

Washington D.C., Rehoboth Beach, Ocean City, Philadelphia and New York City

Es war unser dritter USA Aufenthalt und er kam uns von Anfang an irgendwie „realer“ vor – was immer das bedeutet. Das erste Mal waren wir 5 Tage in New York City – wie wir damals schon ahnten, nicht repräsentativ für die USA. Als Großstadt und Schmelztiegel der Kulturen ist es im wahrsten Sinne des Wortes eine Weltstadt und nur bedingt eine amerikanische Stadt. Der zweite Aufenthalt waren vier Wochen Florida – Sunshine State und Rentner Paradies – wohl ebenfalls nur bedingt charakteristisch für die USA.

Nun also das „wahre Amerika“, die Ostküste und auf den Spuren der ehemaligen 13 Kolonien. Keine Ahnung, ob es so etwas wie das „wahre Amerika“ gibt, jedenfalls kam es uns anders vor, auf eine Art rauher, „krasser“, widersprüchlicher, transparenter und doch authentischer. „Hinter den Kulissen“, quasi in Gegenden, wo Amerikaner Urlaub machen (vor allem aus Pennsylvania, Delaware & Maryland, wie uns zumindest die Autokennzeichen verrieten.) konnten wir diese Details wahrnehmen. Es wirkt alles sehr viel mehr polarisierend und die Extreme zeichnen sich dazu bei den ganz kleinen Dingen im Alltag bis hoch in die Politik ab. Philadelphia ist so eine Stadt, die uns polarisiert hat. Einerseits ist sie die Wiege der amerikanischen Nation und Demokratie, stolz und pathetisch und anderseits ein Slum, arm und verkommen. Viele schräge Personen lungern im Stadtbild herum und man weiß nicht so genau, was Sie tun und was Sie wollen. Mir fallen Studien ein, dass die Heroinabhängigkeit in Amerika exorbitant gestiegen sein soll. Wir glaubten es gesehen zu haben, nicht nur in Philadelphia.

Amerika hat mich ehrlich gesagt im Nachhinein betrachtet ein wenig traurig gemacht. Eine so unglaublich stolze und reiche Nation (reich an Natur und Kultur), scheitert gerade an verschiedene Themen, die in Europa eher zu den bereits geklärten „Hygiene Faktoren“ zählen (Krankenversicherung & Rente). Es gibt bereits Wissenschaftler in den USA die, im Gegensatz zur absoluten „freien Marktwirtschaft“, offen „den europäischen Weg“ befürworten (mit sozialer Marktwirtschaft würde ich das mal zusammenfassen), und damit der radikalen Unterordnung an das Kapital brechen. Nicht Wenige sagen einen „amerikanischen Frühling“ voraus und eine, auch für den Touristen spürbare, den „sozialen Frieden“ gefährdende Unruhe macht sich breit.

Ob und wann es ein nächstes Mal USA gibt, entscheiden wir noch. Der Westen soll anders sein – sagen die Leute im Osten – authentischer und „freier“. Neugierig sind wir allemal, zum jetzigen Zeitpunkt allerdings noch etwas unentschlossen.

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