Weltreise
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Die Menschen Reisen gebückt

imageIch sitze auf einem Boot – Ao Nang Beach, Krabi, Thailand. Eine „4 Insel Tour“ liegt vor uns. Unser Kind macht Fotos und Videos mit Ihrer Kamera. Ich frage mich woher Sie das hat. Ich schaue mich um und sehe warum – kaum jemand schaut sich um – die Menschen reisen gebückt.

Ihre Köpfe sind entweder auf hier Handy konzentriert oder hinter Ihren Kameras – versuchend „die Schönheit einzufangen“ und zu konservieren, um Sie mit nach Hause zu nehmen. Imitation ist ein starker Instinkt, denke ich.
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Eigentlich sind Sie schon zu Hause und zeigen Ihren Freunden Ihre Erlebnisse. Oder in der nächsten „Wifi Zone“, um Ihre Erlebnisse auf Facebook zu posten. Ich denke an mein Handy – kaum noch Akku, okay, sparen für die „richtig schönen Momente“ denke ich, die kann ich dann auch gleich posten. Meine Frau macht unsere Kamera an, Akku alle, mhm. Jetzt können wir niemandem zeigen, wo wir waren… Glaubt uns dann überhaupt jemand, dass wir hier waren. Weiß ich in 10 Jahren noch, dass ich hier war?
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Ich denke an meine erste Reise nach Vietnam – vor 11 Jahren. Damals hatte ich eine analoge Kamera dabei (mit Filmen und so).

Ich erinnere mich noch gut an Vietnam. In meinen Erinnerungen sehe ich ein oder zwei Fotos und die Gedanken um diese Fotos herum (also, Punkt für die Kamera). Internet gab es damals nur in Cafés – für mich zumindest. Ich kann mich nicht erinnern eine Email geschrieben zu haben – Facebook gab es für mich damals auch noch nicht.

Wir sind auf einer traumhaften Insel angekommen, wunderschöner Strand, turkisblaues Wasser – Postkarten Idylle. Schnorcheln und GoPro Action denke ich – ich mache die Cam an, Akku leer – schade denke ich.

Ich gucke mich um und sehe jeden mit einer Kamera im Wasser – damit beschäftigt Selfies von sich zu machen. Alle haben ihr Smartphone in Tüten gepackt und sind stark beschäftigt alles einzufangen. Ich erwische mich dabei zu bedauern, dass mein Smartphone das nicht kann.

Beim Mittag hat unser Kind Ihre Kamera vergessen und hat einen Muschelladen gebaut. 30 Muscheln werden drappiert und zum Verkauf zur Schau gestellt, wobei kaufen immer auch bedeutet, dass man die Muscheln dann auch wieder zurückgeben muss. Spannend, wenn man dieses Prinzip auf die Kapitalgesellschaft umlagern würde, aber ich will nicht abschweifen…
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Ich schaue mich um und sehe 80% der Menschen beschäftigt mit ihren Smartphones. Wenn man für 100 Baht etwas bestellt, bekommt man kostenloses Wifi. Nicht für uns. Meine Frau und ich haben uns gesagt, wir reglementieren unser Internet auf max. 30 Minuten am Abend…

Ich lausche einem Gespräch, eigentlich wie immer zwischen Reisenden. Man erzählt sich, wo man war und wo man hin fährt.

Anders ist, man zeigt sich Fotos auf seinem Smartphone vor allem auch von Orten, wo man vorher war. Man spricht über die schönsten Strände, die man je gesehen hat und ich denke mir, was macht man, wenn man am schönsten Strand ist – so wie aktuell – zeigt man sich dann auch Bilder von anderen Stränden?

Wir haben 10 Fotos gemacht an diesem Tag, ein Video und abends 1 Post auf Facebook abgesetzt. Per Whats App habe ich drei Gruppen von Menschen informiert, was ich so erlebt habe.

Ich bin stolz auf mich…

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